«Um ein Kind zu ernähren, musst du einfach auch einen angepassten Lohn haben.» Kinderwunsch bei jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigungen zwischen Selbstbestimmung und strukturellen Hindernissen
DOI:
https://doi.org/10.18753/2297-8224-4830Schlagworte:
Kinderwunsch, Menschen mit Beeinträchtigungen, Schweizer Behindertenpolitik, Selbstbestimmung, strukturelle HindernisseAbstract
Mit der Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) im Jahr 2014 gestand der Schweizer Gesetzgeber Menschen mit Beeinträchtigungen bezüglich Elternschaft erstmals mehr Selbstbestimmung zu. Trotz der rechtlichen Anerkennung einer Familiengründung ist das Bedürfnis nach eigenen Kindern bei beeinträchtigten Menschen nach wie vor gesellschaftlich umstritten. Die Studie zeigt, dass sich junge Erwachsene mit Beeinträchtigungen durchaus Kinder wünschen, wobei die Motive für/gegen Kinder mehrheitlich auf eigene Werte zurückzuführen sind. Auch wenn die Entscheidung meistens selbstbestimmt erfolgt, ist dennoch zu sehen, dass strukturelle Komponenten der Verwirklichung eines Kinderwunsches zuwiderlaufen. Zur Verhinderung solcher Ausgrenzungseffekte besteht für die Schweizer Behindertenpolitik weiterhin grosser Handlungsbedarf.
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